 | Nairobi (dpa) - Die kenianische Regierung hat am Donnerstag heftige Korruptionsvorwürfe des britischen Botschafters in Nairobi zurückgewiesen. Außenminister Chirau Ali Mwakwere forderte die in Kenia akkreditierten Diplomaten auf, seiner Regierung den nötigen Respekt zu zeigen und diplomatische Gepflogenheiten zu wahren, berichtete der landesweite Sender KBC am Donnerstag. Der britische Botschafter Sir Edward Clay hatte der kenianischen Regierung vorgehalten, dass die Höhe der gezahlten Bestechungsgelder derzeit etwa acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspreche.
Unter der seit eineinhalb Jahren amtierenden Regierung seien mindestens 150 Millionen Euro in Form von Bestechung gezahlt worden, sagte Clay in einer Ansprache vor britischen Geschäftsleuten, die anschließend dem britischen Rundfunksender BBC zugespielt wurde. Für dieses Geld hätten etwa 15 000 dringend benötigte Klassenräume gebaut werden können. Eine Liste der noch vertrauenswürdigen Regierungsmitglieder würde auf eine Briefmarke passen, betonte Clay. An die Adresse der korrupten Politiker sagte er: «Sie können kaum erwarten, dass es uns nicht stört, wenn sie vor lauter Gefräßigkeit auf unsere Schuhe kotzen.»
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 |  | Nairobi (dpa) - Die ausufernde Korruption in Kenia bringt die Vertreter der internationalen Geberländer zunehmend in Rage. Mit einer ungewöhnlich drastischen Kritik schaffte es der britische Botschafter Edward Clay nun nicht nur die Regierung in Nairobi unter Druck zu setzen - er traf auch einen Nerv und wurde in den kenianischen Medien als Volksheld gefeiert. An die Adresse der «nimmersatten» korrupten Politiker gewandt hatte Clay erklärt: «Sie können kaum erwarten, dass es uns nicht stört, wenn sie vor lauter Gefräßigkeit auf unsere Schuhe kotzen.»
«Edward unser Nationalheld», titelte daraufhin der «East African Standard» am Freitag. Botschafter Edward Clay habe nur das ausgesprochen, was die Kenianer ohnehin von ihrer Regierung dächten, heißt es im Leitartikel. Eineinhalb Jahre nach seinem bejubelten Amtsantritt gerät Präsident Mwai Kibaki massiv unter Druck.
Clay entschuldigte sich später für seine Wortwahl, nicht aber für den Inhalt. «Wir haben eine lecker aussehende Frucht geschält und festgestellt, dass sie im Inneren verdorben ist», sagte er über das Verhältnis der Geberländer zur kenianischen Regierung. Das britische Außenministerium bestätigte, dass Clays Bemerkungen im Kern zuvor abgestimmt waren. Die norwegische Entwicklungsministerin, der US- Botschafter und die katholische Kirche in Kenia schlugen in dieselbe Kerbe und äußerten öffentlich ihre Sorge über die anhaltende Korruption.
Nach Informationen des Botschafters entsprechen die in der Amtszeit Kibakis gezahlten Bestechungsgelder etwa acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Für die verloren gegangenen 150 Millionen Euro hätten 15 000 Klassenzimmer gebaut werden können, sagte Clay.
Dies ist für viele Kenianer um so schockierender, als Kibaki sich den Kampf gegen die Korruption im Wahlkampf groß auf die Fahnen geschrieben hatte. Doch nach einigen spektakulären Aktionen wie der Entlassung von Richtern und der Einrichtung einer Anti-Korruptionsstelle im Präsidialbüro ist der Regierung der Eifer abhanden gekommen. Korruptionsbekämpfer John Githongo droht seit Monaten die - im Juni bereits «versehentlich» angekündigte - Abschiebung ins Justizministerium. Derweil zahlt die Regierung munter weiter für windige Geschäfte und in die eigenen Taschen.
Der Kampf gegen Korruption ist nicht das einzige Wahlversprechen, dass Kibaki nicht eingehalten hat. Mindestens ebenso wichtig war vielen Kenianern die Verabschiedung einer neuen Verfassung. Durch die Einrichtung eines Premierminister-Postens sollte die Macht des Präsidenten beschnitten werden. Doch bisher tat sich nichts. Ende Juni, als Kibaki erneut eine Verzögerung ankündigte, gab es erstmals Tote bei einer Demonstration gegen die Regierung.
Als ob die politischen Probleme nicht schon schlimm genug wären, kommt der Regierung nun auch noch die Natur in die Quere. Wegen der ausgebliebenen Niederschläge in der Regenzeit ist in den meisten Landesteilen mehr als die Hälfte der Ernten zerstört. Mehr als drei Millionen Menschen seien von Hunger bedroht. Kibaki sah sich gezwungen, an die internationale Gemeinschaft zu appellieren. Dass er sich in dieser Zeit den Vorwurf einer nimmersatten Regierung anhören muss, kann seine Position nur weiter schwächen.
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