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 Ärzte für die dritte Welt 09.09.2003 (10:30 Uhr) CrazyTwins

   Frankfurt/Main (dpa)- Zwei tiefe Schnitte und der Junge war
von seinen Schmerzen befreit. Der Frankfurter Jesuitenpater Bernhard
Ehlen erinnert sich noch gut an den Kleinen im Flüchtlingslager in
Somalia, dem ein vereiterter Abszess im Oberschenkel Höllenqualen
bereitete. Wie ein «Häufchen Elend» habe er in der Ecke gesessen,
erzählt der Gründer der Hilfsorganisation «Ärzte für die Dritte
Welt», die in diesem Monat ihr 20-jähriges Bestehen feiert. Ein Arzt,
der gerade aus Deutschland eingetroffen war, machte damals den
entscheidenden Schnitt, und schon wenige Tage später konnte das Kind
wieder vergnügt herumspringen.

   Ihm sei in dem Moment klar geworden, sagt Ehlen: «Als Arzt kann
man auf sehr einfache und schnelle Weise helfen». Deshalb gründete er
am 10. September 1983 in Darmstadt «Ärzte für die Dritte Welt». Mit
Unterstützung von zehn Ärzten und mit Hilfe einer «kleinen Erbschaft»
baute der Jesuitenpater zunächst zwei Projekte in Kalkutta und in
Manila auf den Philippinen auf.

   Inzwischen unterstützt die Hilfsorganisation, die sich
hauptsächlich aus Spenden finanziert (2002: 4,3 Millionen Euro) acht
Projekte auf den Philippinen, in Indien, Bangladesch, Kenia und
Venezuela. Mehr als 250 Ärzte aus Deutschland und dem näheren
europäischen Ausland nehmen jedes Jahr an einem mindestens
sechswöchigen Einsatz teil. Ein großer Teil opfert dafür seinen
Jahresurlaub. Nur etwa zehn Prozent der Ärzte sind im Ruhestand.

   Werner Schraa zum Beispiel. Er war seit seiner Pensionierung vor
fünf Jahren schon sieben Mal im Auftrag des Komitees «Ärzte für die
Dritte Welt» unterwegs. «So etwas hat mir schon immer im Kopf
herumgespukt», erzählt der Chirurg aus Wesel am Niederrhein. Sein
letzter Einsatz war vor zweieinhalb Monaten in den Slums von
Kalkutta. Bei mehr als 40 Grad und einer «enorm hohen»
Luftfeuchtigkeit musste er 80 bis 100 Patienten am Tag versorgen.
Acht Kilo hat er dabei abgenommen.

   Die «entsetzliche Armut», der Dreck und Lärm - daran habe er sich
erst gewöhnen müssen, sagt Schraa, nicht zu vergessen der Smog, der
Halsschmerzen und Husten verursache und gelegentlich mit Antibiotika
bekämpft werden müsse. Der 69-Jährige nimmt die Strapazen gern in
Kauf. «Man kann etwas tun.» Und er verhehlt nicht, «dass auch eine
gewisse Portion Abenteuerlust mit reinspielt».

   Tuberkulose, Durchfall, Hautinfektionen, Aids und Malaria - das
sind die Krankheiten mit denen Einheimische zu den «German Doctors»
kommen. Schraa nennt seine Arbeit «Armenmedizin». Menschen werden
krank, weil sie nicht genug zu essen oder kein sauberes Trinkwasser
haben und unter schlechtesten hygienischen Verhältnissen leben.

   Klaus Biskamp ist gerade aus Caracas (Venezuela) zurückgekehrt.
Für den Frankfurter Internisten, der erst seit einem Jahr im
Ruhestand ist, war es bereits der 15. Einsatz. Er ziehe aus der
Arbeit Kraft und Freude, erzählt der 65-Jährige. Viele Jahresurlaube
hat er während seiner Berufstätigkeit für die Arbeit im Ausland
geopfert. Südamerika ist sein bevorzugtes Einsatzgebiet auch wenn es
nicht ganz ungefährlich ist. Beim jüngsten Aufenthalt gab es in
unmittelbarer Nachbarschaft einen Mord. Er selbst sei mit einer
Pistole bedroht worden. In Südamerika sei die Not nicht so groß wie
in Asien. «Armut ist relativ», sagt er. «Für einen Slumbewohner aus
Kalkutta ist ein armer Mensch aus Caracas sehr reich.»

   Pater Ehlen bereist die Stationen regelmäßig, um Kontakt zu
Ärzten, Hilfspersonal und den Entscheidern im Land zu halten. Er muss
dafür sorgen, dass die Versorgung mit Ärzten und Medikamenten nicht
abreißt. Er kümmert sich um Personal- ebenso wie um
Grundstücksangelegenheiten und schlägt stetig die Spendentrommel. Die
Ärzte helfen ihm dabei. Nicht selten kommt es vor, dass einer statt
der Geburtstagsgeschenke Spenden entgegennimmt.

   Mit Stolz verweist der Jesuitenpater auf die geringen
Verwaltungskosten der Organisation. Sie bewegten sich bei sechs
Prozent. «Wir können mit gutem Gewissen sagen, dass unsere Spenden
ohne Abstriche ankommen», sagt Ehlen. Allerdings arbeite die
Verwaltung an der «Grenze des Machbaren». Von daher sei nicht
geplant, weitere Stationen zu gründen.


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