| | Von AP-Korrespondent Michael Fischer =
Nairobi (AP) Ein neues Urlaubsdomizil hat Bundeskanzler Gerhard Schröder auf seiner Afrikareise noch nicht entdeckt. Gegenwärtig habe er keine Pläne, etwa in Kenia die Ferien zu verbringen. `Aber vielleicht irgendwann einmal". Vom Nationalpark Nairobi zeigte sich der Kanzler jedenfalls beeindruckt. Am Dienstagnachmittag nahm er sich eine Auszeit von seinen politischen Terminen und machte eine einstündige Mini-Safari durch das 120 Quadratkilometer große Gelände vor den Toren der kenianischen Hauptstadt, auf dem 80 Säugetier- sowie mehr als 500 Vogelarten zu Hause sind. Einige Exemplare bekam der Kanzler zu Gesicht: Büffel, Zebras, Gazellen und sogar ein Nashorn. Schröder besuchte auf seiner Tour auch den Ort, an dem der damalige kenianische Präsident Daniel arap Moi 1989 in einer spektakulären Aktion 10.000 Tonnen Elfenbein verbrennen ließ. Er protestierte damit gegen die Massenschlachtung der afrikanischen Elefanten. Heute erinnert eine Gedenktafel an das Ereignis mit der Aufschrift: `Große Ziele erfordern häufig große Opfer". Bei seinem Zwischenstopp an der historischen Stelle setzte sich der Kanzler vehement für den Natur- und Artenschutz ein. Das Schutzgebiet sei ein Stück Natur, das für `die gesamte Menschheit" und `für die Erfahrungswelt auch künftiger Generationen" erhalten werden müsse. Arten, die früher `auf verbrecherische Weise" dezimiert worden seien, würden durch solche Reservate geschützt. Ende AP/fi/gü
Nairobi (dpa) - Bundeskanzler Gerhard Schröder hat ein Nashorn gesehen. Groß und grau und einsam schritt es über das Grasland des Nairobi National Parks direkt vor den Toren der kenianischen Hauptstadt. Etwa 400 Meter entfernt suchte es nach Essbarem. Schon bevor sich der Kanzler auf seine Mini-Safari begeben hatte, hatte er auf Fragen nach dem , was er zu sehen wünscht, verraten: «Ein Nashorn wäre schon toll.»
Nashörner sind notorisch kurzsichtig. Es kann deshalb als sicher gelten, dass der Dickhäuter den Bundeskanzler nicht gesehen hat. Und auch anderes nicht: Jene Kolonne von gut zwei Dutzend Bussen und Autos, die sich wie ein riesiger Lindwurm an nichts ahnenden, allem Anschein nach aber nervenstarken afrikanischen Tieren vorbeiwälzte. Delegierte, Sondergäste, Polizisten und Journalisten fanden sich in dem, was von unverfälschter Wildnis am Rand Nairobis übrig geblieben war, plötzlich im Stau wieder.
«Sehr interessant. Und sehr eindrucksvoll für jemanden, der so etwas noch nie gesehen hat», sagte Schröder, als er am Aussichtspunkt «Impala Point» gefragt wird, wie es ihm denn gefallen habe. Die afrikanische Tierwelt hatte sich ein wenig gezeigt: Die 40 bis 60 Löwen, die den 117 Quadratkilometer großen Park normalerweise bevölkern, blieben zwar verborgen. Aber Impala und Kongoni waren zu sehen, vier Giraffen, zahlreiche Strauße und ein paar Zebras. Ein Geier - drei verschiedene Arten gibt es im Park - saß auf einem Zweig direkt über dem rot-staubigen Fahrweg, nah aber erkennbar keinerlei Notiz von dem Gewese unter ihm.
Schröder, der bei seinen Auslandsreisen mit großer Konsequenz alles zu vermeiden sucht, was daheim als Vergnügen missdeutet werden könnte, hatte auch bei der knapp einstündigen Fahrt durch den Nationalpark ein ernstes Anliegen. Nicht nur, dass die deutsche Entwicklungshilfe auch den Naturschutz in Kenia unterstützt. An jener Stelle, wo im Juni 1989 rund 2000 gewilderte Elefantenstoßzähne spektakulär verbrannt worden waren, sagt er dem kenianischen Tourismusminister Raphael Tuju, es gehe bei der Bewahrung der Wildnis ja nicht nur um eine Vorbedingung für den Fremdenverkehr: «Es geht ja auch darum, das zu retten, was zur Erfahrungswelt auch künftiger Generationen auch unbedingt gehören muss.» Wer diese Natur schütze, der tue etwas «für die Menschheit insgesamt»: «Hier wird ein Stück Weltkultur für die Menschheit erhalten.» Und diese Menschheit solle sich ruhig finanziell etwas stärker beteiligen und das nicht allein einem armen Land wie Kenia überlassen.
Während der Kanzler die Sonne über der Savanne sinken sieht, weist Salome Gachago, Angestellte der Naturparkbehörde, in die Ferne. Da hinten werden bald Siedlungen entstehen, sagt sie. Und dann werden die Tiere nicht mehr so wie seit undenklichen Zeiten hinaus in die Athi-Ebene wandern können. Dann wird der Park zur ökologischen Insel - und was das bedeuten wird, wisse man noch nicht genau. Ob das niemand verhindern könne? Da lächelt Gachago: «Das ist alles privates Land. Und unsere Regierung tastet privates Land nicht an.» dpa eb |