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 Für Musikfans 28.05.2003 (18:16 Uhr) CrazyTwins
   Frankfurt/Main (AP) In der CD-Corner werden in dieser Woche die
aktuellen Alben von Jackie Leven, Keziah Jones, The Grandmothers,
Hootie & Te Blowfish und Batata Y Su Rumba Palenquera besprochen.

    --- `Shining Brother Shining Sister" - Jackie Leven (Cooking
    Vinyl/Indigo)

    Jackie Leven hat ein Faible für Lyrik und Poesie, und das lebt er
auch auf seinem achten Soloalbum `Shining Brother Shining Sister"
aus. Diesmal hat er unter anderen Werke von Rainer Maria Rilke, den
amerikanischen Dichtern E.E. Cummings und Robert Bly sowie der
Engländerin Edith Sitwell und dem Iren Ciaran Carson ausgewählt. Zum
Teil vertont Jackie Leven deren Gedichte, zum Teil lässt er sie
zwischen eigenen Titeln vortragen - von Bly selbst etwa oder von dem
kanadischen Singer/Songwriter Ron Sexsmith. Seinem ruhigen,
unaufdringlichen Rockpop hat der Schotte mittlerweile eine ganz
entspannte jazzige Note verliehen, besonders deutlich zu hören etwa
in der Trompetenelegie `Dust Elegy" oder in `Savannah Waltz".
Abwechslungsreich mit Instrumenten wie Gitarren, Piano, Geigen,
Mandoline, Keyboards und Percussion instrumentiert, ist `Shining
Brother Shining Sister" ein Album für Literaturfreunde und für
solche, die ganz einfach Spaß an intelligentem Songwriting haben.
(Nina Sündermann)

    --- `Black Orpheus" - Keziah Jones (EMI)

    Keziah Jones ist auf einer Mission: Er holt die Popmusik, deren
afrikanische Wurzeln in Blues, Jazz, Soul, HipHop, Rock'n'Roll und
vielen anderen Stilrichtungen globalisiert wurde, auf den schwarzen
Kontinent zurück. Der Albumtitel `Black Orpheus" ist nicht nur eine
Hommage an Marcel Camus' filmisch in das Rio de Janeiro der 50er
Jahre verlegten griechischen Mythos von Orpheus und Eurydike, das er
nun in das Lagos des 21. Jahrhunderts überträgt. Der eigenwillige
Gitarrist, der mit seinem perkussiven Gitarrenstil Anfang der 90er
Jahre `Blufunk" schuf, wandelt zwischen Jazz und dem klassischem
Soul seiner Vorbilder Curtis Mayfield, Marvin Gaye und Prince. Zudem
entwickelt er die von Fela Kuti begründete afrikanische Popkultur
weiter, zum Beispiel mit einem westafrikanischen `Englisch, das
eigentlich kein Englisch ist" - der Song `Kpafuca" ("Etwas ist
zerbrochen") steht dafür wie ein Programm. Die vielen musikalischen
und metaphorischen Ebenen machen `Black Orpheus" zu einem etwas
sperrigen Album. Wer sich darauf einlässt, wird Schlüssel zu einem
musikalischen Schatz finden. (Uwe Käding)

    --- `A Grandmothers Night at the Gewandhaus" - The Grandmothers
(Warner Classics)

    Meist sind sich Kritiker einig: Live-Mitschnitte braucht kein
Mensch. Und Tribut-Alben sind fast immer absolut verzichtbar. Anders
sieht die Sache bei der Aufnahme eines Konzerts der `Grandmothers"
im Leipziger Gewandhaus aus, bei dem ehemalige Mitstreiter von Frank
Zappa dem Meister zu seinem zehnten Todestag Tribut zollten. Denn
die `Grandmothers" um die früheren `Mothers of Invention"-Mitglieder
Don Preston, Bunk Gardner, Roy Estrada und Napoleon Murphy Brock
liefern den Beweis, dass Stücke wie `Montana", `The Orange County
Lumber Truck" oder `Hungry Freaks, Daddy", noch immer mit ungeheurer
Frische rüberkommen. Dabei betreiben die Grandmothers im Untertitel
der CD `A Grandmothers Night at the Gewandhaus" einen kleinen
Etikettenschwindel: `The Grandmothers and the Chamber Orchestra of
Invention celebrate the music of Frank Zappa" heißt es da. Doch das
extra zusammengestellte Kammerorchester ist nicht mit Titeln aus der
Feder Zappas zu hören. Im mitteleren Teil der CD spielt es zusammen
mit den Grandmothers Stücke, die Preston zum Teil eigens für den
Abend im Gewandhaus geschrieben hatte. Das tut der Sache zwar keinen
Abbruch, könne aber diejenigen enttäuschen, die Zappas Musik gerne
im orchestralen Arrangement gehört hätten. Ein Einspruch von
Zappa-Witwe Gail soll das aber verhindert haben. (Jörg Aberger)

    --- `Hootie & The Blowfish" - Hootie & The Blowfish
(Atlantic/Warner)

    Seit neun Jahren bemühen sich Hootie & The Blowfish um eine
Neuauflage ihres Debüterfolgs `Cracked Rear View" von 1994. Doch das
wird ihnen vermutlich auch mit ihrem neuen Album `Hootie & The
Blowfish" nicht gelingen. Schon di erste Auskopplung, das
langweilige, von Sänger Darius Rucker butterweich vorgetragene
`Innocence" ist da keine glückliche Wahl. Dabei enthält die CD
durchaus einige Highlights, auch wenn diese kaum radiotauglich sind.
Dazu gehören etwa die kraftvolle Ballade `When She's Gone" mit
Indigo-Girls-Sängerin Emily Saliers, das funkige `Little Brother"
und der Rocksong `Little Darlin'". (Kim Curtis)

    --- `Radio Bakongo" - Batata Y Su Rumba Palenquera
(Zweitausendeins/Network Medien)

    Karibische Lebensfreude pur verbreiten der kolumbianische Musiker
Paulinho Salgado Valdez, genannt `Batata" (Süßkartoffel), und seine
vielköpfige Band Rumba Palenquera. In Batatas Heimatdorf Palenque an
der Karibikküste Kolumbiens entstand die Champeta criolla, eine
brodelnde Mischung aus kubanischem Son, den Gastarbeiter von dort
mitbrachten, und afrikanischen Rhythmen. Diese gelangten seit den
60er Jahren mit Schallplatten in die Gegend, die Seeleute aus Zaire,
Ghana und Nigeria im Gepäck hatten. Und stießen bei den Nachkommen
von entflohenen Sklaven auf Begeisterung, die dort seit dem 17.
Jahrhundert siedelten und ihre musikalischen Wurzeln bewahrt hatten.
Der Sänger und Perkussionist Batata - immerhin schon 74 Jahre alt -
gilt als König der Champeta, die inzwischen vor allem die Schwarzen
Viertel der Städte erobert hat. Auf `Radio Bakongo" hat Batata einen
Streifzug durch sein vielseitiges musikalisches Leben aufgenommen -
eine gute Begleitung auch an mitteleuropäischen Sommerabenden, die
allerdings kaum Abkühlung bringt. (Nina Sündermann)



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