| Frankfurt/Main (AP) In der CD-Corner werden in dieser Woche die aktuellen Alben von Jackie Leven, Keziah Jones, The Grandmothers, Hootie & Te Blowfish und Batata Y Su Rumba Palenquera besprochen.
--- `Shining Brother Shining Sister" - Jackie Leven (Cooking Vinyl/Indigo)
Jackie Leven hat ein Faible für Lyrik und Poesie, und das lebt er auch auf seinem achten Soloalbum `Shining Brother Shining Sister" aus. Diesmal hat er unter anderen Werke von Rainer Maria Rilke, den amerikanischen Dichtern E.E. Cummings und Robert Bly sowie der Engländerin Edith Sitwell und dem Iren Ciaran Carson ausgewählt. Zum Teil vertont Jackie Leven deren Gedichte, zum Teil lässt er sie zwischen eigenen Titeln vortragen - von Bly selbst etwa oder von dem kanadischen Singer/Songwriter Ron Sexsmith. Seinem ruhigen, unaufdringlichen Rockpop hat der Schotte mittlerweile eine ganz entspannte jazzige Note verliehen, besonders deutlich zu hören etwa in der Trompetenelegie `Dust Elegy" oder in `Savannah Waltz". Abwechslungsreich mit Instrumenten wie Gitarren, Piano, Geigen, Mandoline, Keyboards und Percussion instrumentiert, ist `Shining Brother Shining Sister" ein Album für Literaturfreunde und für solche, die ganz einfach Spaß an intelligentem Songwriting haben. (Nina Sündermann)
--- `Black Orpheus" - Keziah Jones (EMI)
Keziah Jones ist auf einer Mission: Er holt die Popmusik, deren afrikanische Wurzeln in Blues, Jazz, Soul, HipHop, Rock'n'Roll und vielen anderen Stilrichtungen globalisiert wurde, auf den schwarzen Kontinent zurück. Der Albumtitel `Black Orpheus" ist nicht nur eine Hommage an Marcel Camus' filmisch in das Rio de Janeiro der 50er Jahre verlegten griechischen Mythos von Orpheus und Eurydike, das er nun in das Lagos des 21. Jahrhunderts überträgt. Der eigenwillige Gitarrist, der mit seinem perkussiven Gitarrenstil Anfang der 90er Jahre `Blufunk" schuf, wandelt zwischen Jazz und dem klassischem Soul seiner Vorbilder Curtis Mayfield, Marvin Gaye und Prince. Zudem entwickelt er die von Fela Kuti begründete afrikanische Popkultur weiter, zum Beispiel mit einem westafrikanischen `Englisch, das eigentlich kein Englisch ist" - der Song `Kpafuca" ("Etwas ist zerbrochen") steht dafür wie ein Programm. Die vielen musikalischen und metaphorischen Ebenen machen `Black Orpheus" zu einem etwas sperrigen Album. Wer sich darauf einlässt, wird Schlüssel zu einem musikalischen Schatz finden. (Uwe Käding)
--- `A Grandmothers Night at the Gewandhaus" - The Grandmothers (Warner Classics)
Meist sind sich Kritiker einig: Live-Mitschnitte braucht kein Mensch. Und Tribut-Alben sind fast immer absolut verzichtbar. Anders sieht die Sache bei der Aufnahme eines Konzerts der `Grandmothers" im Leipziger Gewandhaus aus, bei dem ehemalige Mitstreiter von Frank Zappa dem Meister zu seinem zehnten Todestag Tribut zollten. Denn die `Grandmothers" um die früheren `Mothers of Invention"-Mitglieder Don Preston, Bunk Gardner, Roy Estrada und Napoleon Murphy Brock liefern den Beweis, dass Stücke wie `Montana", `The Orange County Lumber Truck" oder `Hungry Freaks, Daddy", noch immer mit ungeheurer Frische rüberkommen. Dabei betreiben die Grandmothers im Untertitel der CD `A Grandmothers Night at the Gewandhaus" einen kleinen Etikettenschwindel: `The Grandmothers and the Chamber Orchestra of Invention celebrate the music of Frank Zappa" heißt es da. Doch das extra zusammengestellte Kammerorchester ist nicht mit Titeln aus der Feder Zappas zu hören. Im mitteleren Teil der CD spielt es zusammen mit den Grandmothers Stücke, die Preston zum Teil eigens für den Abend im Gewandhaus geschrieben hatte. Das tut der Sache zwar keinen Abbruch, könne aber diejenigen enttäuschen, die Zappas Musik gerne im orchestralen Arrangement gehört hätten. Ein Einspruch von Zappa-Witwe Gail soll das aber verhindert haben. (Jörg Aberger)
--- `Hootie & The Blowfish" - Hootie & The Blowfish (Atlantic/Warner)
Seit neun Jahren bemühen sich Hootie & The Blowfish um eine Neuauflage ihres Debüterfolgs `Cracked Rear View" von 1994. Doch das wird ihnen vermutlich auch mit ihrem neuen Album `Hootie & The Blowfish" nicht gelingen. Schon di erste Auskopplung, das langweilige, von Sänger Darius Rucker butterweich vorgetragene `Innocence" ist da keine glückliche Wahl. Dabei enthält die CD durchaus einige Highlights, auch wenn diese kaum radiotauglich sind. Dazu gehören etwa die kraftvolle Ballade `When She's Gone" mit Indigo-Girls-Sängerin Emily Saliers, das funkige `Little Brother" und der Rocksong `Little Darlin'". (Kim Curtis)
--- `Radio Bakongo" - Batata Y Su Rumba Palenquera (Zweitausendeins/Network Medien)
Karibische Lebensfreude pur verbreiten der kolumbianische Musiker Paulinho Salgado Valdez, genannt `Batata" (Süßkartoffel), und seine vielköpfige Band Rumba Palenquera. In Batatas Heimatdorf Palenque an der Karibikküste Kolumbiens entstand die Champeta criolla, eine brodelnde Mischung aus kubanischem Son, den Gastarbeiter von dort mitbrachten, und afrikanischen Rhythmen. Diese gelangten seit den 60er Jahren mit Schallplatten in die Gegend, die Seeleute aus Zaire, Ghana und Nigeria im Gepäck hatten. Und stießen bei den Nachkommen von entflohenen Sklaven auf Begeisterung, die dort seit dem 17. Jahrhundert siedelten und ihre musikalischen Wurzeln bewahrt hatten. Der Sänger und Perkussionist Batata - immerhin schon 74 Jahre alt - gilt als König der Champeta, die inzwischen vor allem die Schwarzen Viertel der Städte erobert hat. Auf `Radio Bakongo" hat Batata einen Streifzug durch sein vielseitiges musikalisches Leben aufgenommen - eine gute Begleitung auch an mitteleuropäischen Sommerabenden, die allerdings kaum Abkühlung bringt. (Nina Sündermann)
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