 | Stuttgart (ddp-bwb). Seit in dem ostafrikanischen Staat Burundi Bürgerkrieg herrscht, sind dort die staatlichen Strukturen nahezu zusammen gebrochen. Das Land Baden-Württemberg, das seit 1989 dort Entwicklungshilfe geleistet hatte, hat zwar nach Aussage des Wirtschaftsministeriums wegen der angespannten Haushaltslage dafür kein Geld mehr. Ohne stabilen Frieden in Burundi sei aber auch keine Zusammenarbeit mehr möglich. Diese Haltung wird von Seiten privater Hilfsorganisationen kritisiert.
Unsichere Gegenden, wo die Bevölkerung fliehen muss, und häufige Schießereien zwischen Regierungssoldaten und Rebellen - so charakterisiert Irmgard Göttlich, die in der Pfarrei St. Laurentius Waldstetten ein Hilfsprojekt für Burundi leitet, die Lage in dem Land. Ein großes Problem seien Waffenlieferungen aus dem Ausland. Es sei nicht ratsam, bei Dunkelheit das Haus zu verlassen, sagte Göttlich. Die Schönstädter Missionarinnen, die von Waldstetten unterstützt werden, bemühten sich um ein Zentrum in der Hauptstadt Bujumbura, in dem eine Annäherung zwischen den verfeindeten Volksgruppen der Hutu und der Tutsi gefördert werden solle.
Die Bundesrepublik Deutschland hat ihre Botschaft in Burundi 2000 aus Kostengründen geschlossen. Das ist nach Auskunft des Auswärtigen Amtes in Berlin bei einem so kleinen Land nichts Ungewöhnliches. Die Vertretung wäre aber nach Ansicht des ehemaligen Landtagspräsidenten Erich Schneider als Anlaufstelle für staatliche Entwicklungshilfe unabdingbar. Entwicklungszusammenarbeit werde durch einen Referenten in der deutschen Botschaft in Kenia geleistet, hieß es im Auswärtigen Amt.
Schneider hatte 1983 durch einen Empfang seines burundischen Amtskollegen den Kontakt der beiden Länder begründet. Aber zahlreiche private Initiativen in Baden-Württemberg versuchen nach den Worten von Schneider, in Burundi weiter humanitäre Hilfe zu leisten.
Mehrere katholische Pfarreien in Baden-Württemberg unterstützen ländliche Projekte oder Missionsgesellschaften oder leisten humanitäre Hilfe. Das Stadtkrankenhaus Gengenbach liefert Medikamente in ein Partnerkrankenhaus in der burundischen Stadt Kayanza. Schneider, der heute Präsident des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschland ist, trägt sich mit dem Gedanken, in Burundi ein Jugenddorf zu bauen, hauptsächlich um Jugendlichen dort eine Ausbildung zu ermöglichen.
Schneider stimmt der Landesregierung zu, dass Entwicklungshilfe während des Bürgerkriegs schwierig ist. Das Jugenddorf wäre für seine Organisation derzeit ein Abenteuer. «Ich kann da kein Selbstmordkommando hinschicken», sagt Schneider. Trotzdem kritisiert er, dass die Landesregierung den Eindruck erwecke, die Zusammenarbeit mit Burundi sei endgültig abgeschlossen, und eine formale Partnerschaft beider Länder bestehe nicht. Das schade den privaten Initiativen. Ähnliches ist von Hilfsorganisationen zu hören, die kürzlich im Rahmen der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit zu einem Ländertreffen Burundi zusammen kamen.
Das Wirtschaftsministerium nannte die Kritik ein Missverständnis. Zwar sei es richtig, dass das Entwicklungshilfeprojekt des Landes in Burundi abgeschlossen und derzeit keine weiteren Projekte in der Planung seien, sagte ein Sprecher. Das Land habe jedoch darauf hingewirkt, dass bei der Landesstiftung Baden-Württemberg eine Themenlinie «Entwicklungszusammenarbeit» für gemeinnützige Projekte eingerichtet worden sei, an denen sich Kirchen und Nichtregierungsorganisationen beteiligen können. Von diesen aus Mitteln der Landesstiftung mitfinanzierten Projekten, etwa im Bereich Gesundheitsfürsorge, Umweltschutz, Frauenförderung oder Alphabetisierung, könne gegebenenfalls auch Burundi profitieren, sagte der Sprecher.
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