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 Kenianer an der Spitze des ÖRK 09.09.2003 (10:28 Uhr) CrazyTwins


Genf (KNA) Der neue Generalsekretär des Ökumenischen Rates der
Kirchen (ÖRK) in Genf, der Methodistenpfarrer Samuel Kobia (56)
aus Kenia, tritt im Januar 2004 die Nachfolge des deutschen
Theologieprofessors Konrad Raiser an, der Ende des Jahres nach
elfjähriger Amtszeit in den Ruhestand geht.

Kobia promovierte am St. Paul's College in Kenia und hat Diplome
des McCormick Theological Seminary sowie des Massachusetts
Institute of Technology in den USA. Er arbeitete sowohl im ÖRK in
Genf als auch im Nationalen Kirchenrat in Kenia, den er als
Generalsekretär von 1987-1993 leitete. Danach übernahm er in Genf
die Programmeinheit «Gerechtigkeit, Frieden, Schöpfung». Unter
seinen vielen sozialen, politischen und ökumenischen Engagements
half Kobia nach der Unabhängigkeit (1980-81) bei der
Umstrukturierung des christlichen Rats in Simbabwe, war u.a.
Vizedirektor der ÖRK-Kommission für das Programm zur Bekämpfung
des Rassismus (1982-1991) und führte 1991 den Vorsitz bei den
Friedensgesprächen für den Sudan. Er hat zwei Bücher über Afrika
geschrieben (The Quest for Democracy in Africa, 1992; The Courage
to Hope, erscheint demnähst).

Kobia begründete in einem Interview seine Wahl als Afrikaner mit
der zunehmenden Anerkennung, dass Afrikaner einen bedeutenden
Beitrag erbringen können, sowohl an der Spitze der UNO (Kofi
Annan), wie auch beim Lutherischen Weltbund (Ishmael Noko) und
dem Reformierten Weltbund (Setri Nyomi). Zu erwähnen ist in
diesem Zusammenhang die promovierte Kenianerin Musimbi Kanyoro.
Sie steht als Generalsekretärin an der Spitze des Weltverbandes
der Vereinigung Junger christlicher Frauen (WorldYWCA), der
ältesten ökumenischen Organisation, mit Sitz in Genf.

Die Kirchen in Afrika verzeichnen das größte Wachstum. Die
Spiritualität der afrikanischen Christen ist einzigartig, betonte
Kobia, denn die AfrikanerInnen haben die Fähigkeit, Freude am
Leben zu haben inmitten des Todes und hoffen in Situationen, die
hoffnungslos erscheinen. Ein Beispiel dafür sei der Umgang mit
Aids.

In seiner ersten Ansprache zitierte Kobia ein afrikanisches
Sprichwort: Wenn du schnell gehen willst, dann geh alleine. Wenn
du aber weit gehen willst, dann geh mit andern zusammen. Der
Ökumenische Rat der Kirchen ist vor allem eine Gemeinschaft von
Kirchen. Seine wesentliche Aufgabe besteht darin, einander
gegenseitig zu sichtbarer Einheit im Glauben zu ermutigen. Die
Ökumene braucht eine neue Vision. Die Neugestaltung der
ökumenischen Bewegung liegt nun in den Händen von Kobia, der den
von Raiser ausgelösten Prozess weiterführen wird und spirituelle
Werte vor ökonomische Zwänge setzt. Das konfessionelle
Ökumene-Modell soll zu einem konziliaren Modell erweitert werden.
Das bedeutet, dass auch andere Träger der ökumenischen Bewegung,
die nicht Mitglieder des Rates sind, ins Gespräch mit einbezogen
werden. Eine mögliche Form dafür ist ein «Globales Christliches
Forum». Solche Träger sind z.B. Entwicklungsdienste und
Missionsgesellschaften, sowie Pfingstkirchen und evangelikale
Bewegungen nebst unabhängigen Gemeinschaften. Gleichzeitig wird
die römisch-katholische Kirche mit einbezogen.

Als seinen ersten Schwerpunkt nannte Kobia das interreligiöse
Gespräch, das nach allen Seiten mit den unterschiedlichsten
Religionen, geführt werden wird. Zu fragen wird sein, wie können
Religionen zum Aufbau von Toleranz, zur Bildung von Frieden, zu
Versöhnung und Heilung gebrochener Beziehungen unter den Menschen
beitragen? Als konkretes Beispiel hat der Zentralausschuss einen
Beschluss gefasst, die Kirchen im Irak in ihrem Engagement zum
Wiederaufbau der Gesellschaft und in ihrer Friedensarbeit zu
unterstützen. Angesichts des Leidens der Zivilbevölkerung im Irak
wird die interreligiöse Zusammenarbeit gefördert als Beitrag zu
vermehrter Sicherheit und zur Friedensbildung. Der
Zentralausschuss wertete den Krieg gegen den Irak als schweren
Verstoß gegen das Völkerrecht. In einer Erklärung wurde der
Aufbau einer Übergangsverwaltung unter Leitung der Vereinten
Nationen' verbunden mit dem unverzüglichen und geordneten Abzug
der Besatzungstruppen verlangt. Im kommenden Jahr bilden die
Vereinigten Staaten von Amerika den Schwerpunkt der vom ÖRK
ausgerufenen weltweiten Dekade zur Überwindung der Gewalt
(2001-2010). Die Kirchen des Landes seien besonders gefordert,
sich mit den vielfältigen Formen von Gewalt auseinanderzusetzen,
heißt es im entsprechenden Beschluss. Der ÖRK möge sie ermutigen,
sich für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen und den Begriff
der «Einen Welt» in den Vordergrund zu rücken.

Der neuen Generalsekretär tritt ein weiteres Erbe an: Raiser
hatte sich in einer deutlich verschlechternden Finanzlage des ÖRK
für Umstrukturierungen eingesetzt. In den letzten Jahren sind im
Mitarbeiterstab in Genf 150 Stellen von 300 weggekürzt worden.
Die Mitgliederbeiträge einzelner Kirchen lassen noch auf sich
warten. Die Bereitschaft der Mitgliedskirchen, Beiträge an den
ÖRK zu überweisen, ist gestiegen. 66 Prozent zahlten im
vergangenen Jahr Beiträge, im Vergleich zu 53 Prozent im Jahr
zuvor. Der ÖRK hofft, bis 2005 von sämtlichen Mitgliedskirchen
Beiträge zu erhalten und die Einnahmen in diesem Bereich von
sechs Millionen auf zehn Millionen CHF zu steigern. Neu werden
nun nichtzahlende Mitgliedskirchen von der Teilnahme suspendiert.
Der jährliche Mindest-Mitgliedsbeitrag ist von SFR. 1000.- auf
USD 1000.- erhöht worden, was allerdings einigen indigenen
Kirchen in Afrika große Probleme bereiten wird.

Die Zahl der Kirchen, die Vollmitglieder sind im ÖRK, bleibt bei
342. Während sich die bislang getrennt geführte Brüder-Unität in
Amerika (Nördliche Provinz) und ihre Schwesterkirche in der
südlichen Provinz auf eine künftige gemeinsame Mitgliedschaft
einigten, stimmte der ÖRK dem Antrag der Eritreisch Orthodoxen
Kirche Tewahedo auf einen eigenen Vollmitglieds-Status zu. Die
Kirche war bisher durch die Äthiopische Orthodoxe Kirche
vertreten.








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