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 Macht Hoffnung, oder? 07.03.2003 (20:39 Uhr) CrazyTwins

    Nairobi (dpa) - «Hirn ist Wohlstand» - dieser Satz ihres Vaters
begleitete Lina Kilimo durch ihre Kindheit. Als einziges Mädchen
zwischen ihren sechs Brüdern hing die Kenianerin an seinen Lippen,
wenn er ihnen einschärfte: «Haltet eure Augen und Ohren offen. Wollt
ihr nicht eines Tages London sehen?» Wenn ein Satz Berge versetzen
kann, dann hat er Lina Kilimo aus einer Hirtenfamilie im abgelegenen
Norden Kenias in den Sessel einer Staatsministerin beim
Vizepräsidenten versetzt.

    Die 40-Jährige ist eine von neun Frauen, die die Kenianer im
vergangenen Dezember ins Parlament gewählt haben. Die kräftige Frau
mit dem mädchenhaften Lächeln hat den höchsten Posten bekommen. Gegen
alle Traditionen ihres Volksstammes im Rift Valley. Denn nach
Überzeugung der Marakwet ist sie noch ein Kind. Kilimo ist vor der
dort verbreiteten Beschneidung fortgelaufen, die nach dem Brauch
ihres Volkes bis heute den Übergang vom Kind zur Frau symbolisiert.

    Ihre Eltern waren arm. Ihr Vater behandelte sie und ihre Brüder
gleichwertig. Erst in der Schule lernte sie, dass die Erwachsenen
Unterschiede machen: «Die Jungen gingen nach der Schule spielen, wir
Mädchen mussten immer Wasser holen.» Später holte einer ihrer Brüder
sie nach Nairobi und schickte sie in der Hauptstadt zur Schule. Zwölf
Jahre arbeitete sie in einer Bank, bevor ihre politische Karriere
begann.

    Nachbarn verspotteten ihren Ehemann, seine Frau würde ihm auf der
Nase herumtanzen: «Was bist du für ein Mann, dass du deine Frau
herumlaufen lässt, als hätte sie keine häuslichen Pflichten?» Doch
Kilimos Mann lässt sie nicht nur «herumlaufen», er unterstützt sie.
«Frauen können so viele Veränderungen bewirken, haben Intuition, sind
opferbereit», meint die fünffache Mutter. «Ich möchte ein Vorbild
sein, vor allem für junge Mädchen. Sie sollen sehen: An diesem Punkt
hat Lina Kilimo angefangen, aber jetzt steht sie hier.»

    Obwohl sie eine unbeschnittene Frau und Kämpferin gegen
Genitalverstümmelung ist, stimmten die Menschen in ihrer
konservativen, armen Heimatregion für sie. «Das war ein Opfer», sagt
Kilimo. «Ich bin eure Tochter», hat sie ihnen im Wahlkampf zugerufen.
Am Ende ihrer fünfjährigen Wahlperiode will die Tochter zählen: Die
Kinder, die dank ihrer Arbeit zur Schule gehen können, und die
Mahlzeiten, die durch mehr Wohlstand auf den Tisch der Familien
kommen.
070130 Mrz 03
 Verrückt, oder? 12.03.2003 (16:37 Uhr) CrazyTwins
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