 | Berlin (ddp). Die Tourismusbranche sieht sich seit Monaten neuen Herausforderungen gegenüber: Den traditionellen Reiseveranstaltern ist durch die so genannten Low-Cost-Airlines, durch Preisbrecher, Discounter und andere touristische Neulinge eine echte Konkurrenz erwachsen. Diese haben allesamt eines gemeinsam: Sie tragen das Attribut «billig» im Namen. Billig ist trendy, billig ist ein Stück Zeitgeist - auch in Sachen Urlaub. Denn obwohl die Deutschen nachweislich am Urlaub zuletzt sparen, sind sie doch nicht abgeneigt, auch dieses Budget knapper zu halten. Die großen deutschen Veranstalter stellen sich dem neuen Wettbewerb mit eigenen Preiswertmarken, doch mit unterschiedlichen Strategien.
«Angesichts der gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zunehmenden Preissensibilität des Verbrauchers kommen wir an dieser Diskussion gerade als Marktführer nicht vorbei», sagt Volker Böttcher, Vorsitzender der Geschäftsführung der TUI Deutschland. Allerdings werde die Debatte teilweise überspitzt geführt, denn es handele sich beim Billigmarkt eigentlich um einen Nebenschauplatz. «Der so genannte Niedrigpreis- oder Discountmarkt beim Reisen macht in Deutschland rund 15 Prozent des Gesamtmarktes aus - nicht mehr und nicht weniger», betont Böttcher. Nahezu 80 Prozent des Umsatzes werde nach wie vor in der Mitte des Marktes mit der klassischen Pauschalreise gemacht.
Natürlich hat auch die TUI im diesjährigen Preispoker mit kleineren und größeren Aktionen kräftig mitgespielt. Unter der Marke TUI habe man allerdings weder in der Vergangenheit «in billig gemacht», noch werde man das in Zukunft tun, so Böttcher. Die Marke TUI stehe nach wie vor für Qualitätsurlaub. In einem Teilmarkt, in dem der Urlauber zuerst nach dem Preis entscheidet, seien Zielgebiet, Hotelqualität, Service und Zusatzleistungen jedoch nachrangig. Entsprechend diesen Bedürfnissen stelle sich der Konzern mit seinen Marken Discount Travel für den Last-Minute-Urlaub und 1-2-FLY für den preisgünstigen Pauschalurlaub darauf ein. Die Gründung der eigenständigen und unabhängig von der TUI operierenden Marke Discount Travel sei notwendig gewesen, weil man mit der Marke TUI eben nicht «billig» werden wollte.
Während der Marktführer auf eine klare Abgrenzung der Marken setzt, geht man bei Thomas Cook - der Nummer 2 der Branche - den umgekehrten Weg. Mit dem Start in die Wintersaison 2003/2004 hat der Konzern seine Low-Budget-Sparte neu organisiert. Der bisher für den Niedrig-Preis-Urlaub zuständige Veranstalter air marin verschwindet vom Markt, knapp kalkulierte Pauschalreisen werden nun unter der neuen Marke Neckermann-Preisknüller vermarktet. «Wir nutzen somit auch für dieses Segment die Markenbekanntheit unserer großen Marke Neckermann-Reisen», erläutert Günther Geske, der für die neue Marke verantwortlich zeichnet. Im Konzern gibt es so nun nur noch zwei Marken: Neckermann für das mittlere und untere Preissegment, Thomas Cook für das obere.
Die Zielgruppe von Neckermann-Preisknüller sei klar definiert: Preisbewusste Verbraucher, bei denen die Urlaubskasse limitiert ist oder die einfach clever buchen und sparen möchten. Die Angebotspalette konzentriert sich auf ein unkompliziertes Angebot. Der Fokus liegt auf dem Kerngeschäft, bestehend aus Flug, Transfer, Hotel und Reiseleitung. Unter dem Motto «Extra-Knüller» werden erstmals flexible Preise für einige Zielgebiete in den Katalogen angeboten. Im Katalog steht dabei nur ein Eckpreis, der für das Hotel an mindestens einem angegebenen Termin und Abflughafen garantiert ist. Alle anderen Preise können tagesaktuell kalkuliert werden. «Preisnachlässe durch Einkaufsvorteile beim Hotelier oder durch Flugabschläge können wir so direkt an den Kunden weiter geben», so Geske. Nachfragen beim Buchen im Reisebüro lohnt sich also.
Nur wenig Veränderungen in der Strategie gibt es bei den anderen deutschen Niedrigpreis-Veranstaltern. Tjaereborg aus dem Rewe-Konzern und der unabhängige Veranstalter Alltours setzen vor allem auf das traditionelle Winterziel Kanaren, verstärkt aber auch auf das östliche Mittelmeer mit preisgünstigen Angeboten für Ägypten und die Türkei sowie für Kuba, die Dominikanische Republik und Kenia. Aufgrund des günstigen Dollar-Wechselkurses sind die Preise teilweise erheblich niedriger als in der Vorjahressaison, durch Frühbucherrabatte - meist bei Buchung bis zum 31. Oktober 2003 gültig - lässt sich noch mehr sparen.
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