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 Theorie und Praxis 10.02.2004 (16:47 Uhr) CrazyTwins
Berlin (epd). Das im Jahr 2000 gesetzte Milleniumsziel der
Grundschulbildung für alle Kinder bis 2015 ist nach Ansicht von
Experten nicht zu erreichen. «Der Bedarf an Unterstützung wächst,
aber die reichen Länder geben immer weniger», sagte Klaus Hüfner vom
Vorstand der deutschen UNESCO-Kommission am Donnerstagabend in
Berlin. Fachleute aus Politik, Hilfsorganisationen und
Entwicklungsländern diskutierten auf Einladung der Gemeinsamen
Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) über Armutsminderung und das
Recht auf Bildung.

Nach Ansicht des stellvertretenden Direktors von «Brot für die Welt»,
Joachim Lindau, muss der Einsatz für bessere Bildungsmöglichkeiten in
den armen Ländern verdoppelt werden. In von HIV und Aids betroffenen
Staaten stürben mehr Lehrer an der Epidemie, als neue nachrückten.
Man müsse auch genau hinter Erfolgsmeldungen blicken: So gebe es seit
dem Antritt der neuen Regierung in Kenia zwar die Schulgeldfreiheit.
Es säßen aber bis zu 220 Schüler in einer Klasse, weil es an Schulen
fehle.

Hüfner betonte, es müsse weiterhin vor allem die Bildung der Mädchen
gefördert werden. Es sei erwiesen, dass das Bevölkerungswachstum
nachlasse und Kinderarbeit reduziert werde, wenn Mädchen eine bessere
Bildung erhielten. Zudem seien Zusatzangebote wie Schulspeisungen
nötig, damit mehr Kinder die Schule besuchten. In vielen
Entwicklungsländern würden Kinder dringend als wirtschaftliche Hilfe
in den Familien gebraucht. Viele Eltern sähen deshalb nicht ein, dass
ihre Kinder in die Schule sollten. Mit Angeboten wie Schulspeisungen
und schulischen Gesundheitsdiensten könnten diese umgestimmt werden.

Hans Peter Schipulle vom Bundesentwicklungsministerium betonte, dass
es vor allem um die Qualität der Ausbildung gehe. Die Schulen müssten
praxisbezogen sein. Es habe keinen Sinn, wenn mehr Kinder in die
Schule geschickt würden, aber mit dem Wissen in ihrem Land hinterher
keinen Beruf ergreifen könnten.

Nach Angaben der GKKE können weltweit rund 900 Millionen Erwachsene
weder lesen noch schreiben. Zwei Drittel davon sind Frauen. Mehr als
100 Millionen Kinder besuchen nicht die Grundschule.


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