| Berlin (epd). Das im Jahr 2000 gesetzte Milleniumsziel der Grundschulbildung für alle Kinder bis 2015 ist nach Ansicht von Experten nicht zu erreichen. «Der Bedarf an Unterstützung wächst, aber die reichen Länder geben immer weniger», sagte Klaus Hüfner vom Vorstand der deutschen UNESCO-Kommission am Donnerstagabend in Berlin. Fachleute aus Politik, Hilfsorganisationen und Entwicklungsländern diskutierten auf Einladung der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) über Armutsminderung und das Recht auf Bildung.
Nach Ansicht des stellvertretenden Direktors von «Brot für die Welt», Joachim Lindau, muss der Einsatz für bessere Bildungsmöglichkeiten in den armen Ländern verdoppelt werden. In von HIV und Aids betroffenen Staaten stürben mehr Lehrer an der Epidemie, als neue nachrückten. Man müsse auch genau hinter Erfolgsmeldungen blicken: So gebe es seit dem Antritt der neuen Regierung in Kenia zwar die Schulgeldfreiheit. Es säßen aber bis zu 220 Schüler in einer Klasse, weil es an Schulen fehle.
Hüfner betonte, es müsse weiterhin vor allem die Bildung der Mädchen gefördert werden. Es sei erwiesen, dass das Bevölkerungswachstum nachlasse und Kinderarbeit reduziert werde, wenn Mädchen eine bessere Bildung erhielten. Zudem seien Zusatzangebote wie Schulspeisungen nötig, damit mehr Kinder die Schule besuchten. In vielen Entwicklungsländern würden Kinder dringend als wirtschaftliche Hilfe in den Familien gebraucht. Viele Eltern sähen deshalb nicht ein, dass ihre Kinder in die Schule sollten. Mit Angeboten wie Schulspeisungen und schulischen Gesundheitsdiensten könnten diese umgestimmt werden.
Hans Peter Schipulle vom Bundesentwicklungsministerium betonte, dass es vor allem um die Qualität der Ausbildung gehe. Die Schulen müssten praxisbezogen sein. Es habe keinen Sinn, wenn mehr Kinder in die Schule geschickt würden, aber mit dem Wissen in ihrem Land hinterher keinen Beruf ergreifen könnten.
Nach Angaben der GKKE können weltweit rund 900 Millionen Erwachsene weder lesen noch schreiben. Zwei Drittel davon sind Frauen. Mehr als 100 Millionen Kinder besuchen nicht die Grundschule.
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