| Berlin (dpa) - Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) will bei seiner ersten Afrika-Reise seit Amtstantritt 1998 die Reformkräfte des krisengeschüttelten Kontinents ermutigen. Schröder, der am Sonntag zu einer sechstägigen Reise nach Äthiopien, Kenia, Südafrika und Ghana aufbricht, will nach Angaben von Beratern den reformorientierten «Hoffnungsträgern» südlich der Sahara noch spürbarere Hilfe beim Bemühen um mehr Demokratie und Wirtschaftswachstum in Aussicht stellen.
In einer Grundsatzrede zur Afrika-Politik am Sitz der 2002 gegründeten Afrikanischen Union (AU) in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba will Schröder unterstreichen, dass stabile und demokratische Staaten im ureigensten Interesse des Westens liegen. Das gelte auch für die Sicherheitspolitik: Von schwachen Staaten voller innerer Konflikte gingen erhebliche Terrorismusgefahren aus.
In Äthiopien, das schon vor genau 100 Jahren - als beide Staaten noch Kaiserreiche waren - diplomatische Beziehungen zu Deutschland aufnahm, will sich Schröder bei Premierminister Meles Zenawi dafür einsetzen, dass Äthiopien sich dem internationalen Schiedsspruch zur Beendigung der Krieges mit Eritrea beugt und den Anspruch auf die Provinzstadt Badme aufgibt. In Kenia, das seit Ende 2002 von Mwai Kibaki demokratisch regiert wird, soll die Entwicklungshilfe verdoppelt, eine Zusammenarbeit der Geheimdienste und Ausbildungshilfe für die Polizei vereinbart werden.
In Südafrika stehen Gespräche mit Präsident Thabo Mbeki und eine Begegnung mit dessen Vorgänger Nelson Mandela auf dem Programm. Schröder will sich über die Aids-Bekämpfung informieren und unter anderem mit Vertretern der deutschen Wirtschaft zusammentreffen. Er wird von 23 Managern begleitet, darunter Jürgen Schrempp (DaimlerChrysler), Wolfgang Mayrhuber (Lufthansa), Rolf Kunisch (Beiersdorf) und Commerzbank-Aufsichtsratschef Martin Kohlhaussen. In Ghana würdigt Schröder vor allem den Einsatz des derzeit von Präsident John Agyekum Kufuor geführten Landes bei internationalen Friedenseinsätzen.
Die Afrika-Beauftragte der Bundesregierung, Uschi Eid (Grüne), sagte der «Berliner Zeitung» (Samstag) vor Schröders Reise, vor allem die Jugend des Kontinents brauche Perspektiven für die Zukunft. Deutschland müsse mit dafür sorgen, dass Jungen und Mädchen in Afrika in nicht religiös gebundene Schulen gehen könnten, damit sie nicht auf Koranschulen angewiesen seien, die möglicherweise den Islamismus förderten.
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